1.) Chromosomen
Der ganze Bauplan eines Tieres ist innerhalb einer Strukturengruppe im Zellkerninneren enthalten, Chromosomen genannt. Mit zwei Ausnahmen handelt es sich immer um zwei zusammenpassende Sätze in jeder Zelle, einer von jedem Elternteil. Hunde besitzen insgesamt 78 Chromosomen. Die Ausnahme bilden die Keimzellen (Spermien und Eizellen), welche nur einen Satz an Chromosomen haben, 39 im Falle des Hundes, so dass wenn Spermium und Eizelle sich vereinen, wieder ein voller Chromosomensatz vorhanden ist.
2.) Gene
Gene sind Abschnitte der DNA entlang dieser Chromosomen, wobei jedes Gen seine eigene spezifische Position auf dem Chromosom hat, bekannt als Genort. Folglich hat jede Zelle zwei Kopien - NUR ZWEI - eine auf jedem Chromosom.
Beispiel:
Ein Chromosom vom Vater = erstes Vorkommen dieses Gens.
Ein Chromosom von der Mutter = zweites Vorkommen dieses Gens.
Welpe: zwei Chromosomen, zweimal das Gen, aber von verschiedenen Elternteilen.
3.) Allele
Im Allgemeinen gibt es zwei, manchmal mehr Varietäten jedes Gens, bekannt als Allele, doch kann jeweils nur EIN Allel den Genort besetzen.
Beispiel:
Schwarzes Fell vom Vater, Allel Schwarz - rotes Fell von der Mutter, Allel Rot.
Der Welpe erhält zweimal das Gen für Fellfarbe, nämlich ein schwarzes Allel vom Vater und ein rotes Allel von der Mutter.
4.) Dominanz - Rezessivität
Da jedes Tier zwei Allele zu jedem Gen besitzt, können es zweimal dieselben sein, oder es können unterschiedliche sein. Falls sie verschieden sind, wird die Wirkung eines Allels gewöhnlich das andere überdecken. In diesem Fall sprechen wir davon, daß es dominant ist und das andere rezessiv zu ihm. Im Falle mehrerer Allele herrscht normalerweise eine klare Dominanzfolge.
Dann ist nur die Wirkung des dominanten Allels am Hund zu sehen. Allerdings ist diese Dominanz manchmal unvollständig. Dann wird ein Tier mit einem dominanten und einem rezessiven Allel einen Mischeffekt zwischen der vollen Dominanz und der vollen Rezessivität aufweisen (Semidominanz). In der Regel ist das dominante Allel das „ursprüngliche" Kontrollgen für eine bestimmte Funktion. Die anderen Allele sind mutierte Versionen, die ein verändertes Ergebnis erzielen.
Beispiel:
Das Allel Schwarz ist dominant über Rot, daher wird der Welpe Schwarz sein.
Schwarz ist nicht vollständig dominant, daher hat der Welpe einen Rotstich im schwarzen Fell.
5.) Homozygot und Heterozygot
Hunde, die das gleiche Allel in doppelter Form tragen, nennt man im Hinblick auf dieses Allel homozygot, während alle anderen, die zwei verschiedene Versionen des Allels tragen, heterozygot genannt werden. Damit sind BB und bb homozygot, Bb dagegen ist heterozygot. Ein Hund kann durchaus für ein Merkmal homozygot, für ein anderes heterozygot sein. Wurfgeschwister sind für die gleichen Eigenschaften nicht notwendigerweise alle homozygot (oder heterozygot).
6.) Multi -Allele
Einige Gene haben mehr als zwei Arten von Allelen, diese nennt man Multi-Allele oder eine Allel-Serie. Für solche Allele ist die Kennzeichnung durch große und kleine Buchstaben ungenügend, es müssen noch Ergänzungen angebracht werden. Das Gen, das die Haarfarbe beeinflußt, tritt in vier Versionen auf.
S = einfarbig, si = Irish spotting (weiße Abzeichen an Brust, Pfoten Blässe, Halskrause), sp = piebald (gescheckt), sw = extreme white (extrem weiß mit kleinen farbigen Abzeichen über dem Auge oder am Ohr).
Beispiel:
Obgleich es insgesamt vier verschiedene Allele gibt, können in einem Hund immer nur zwei vorhanden sein, der Einzelhund besitzt also zwei Allele von SS bis swsw. Volle Dominanz besteht aber nur für S, alle Allelkombinationen SS, Ssi, Ssp, Ssw sind einfarbig. Analog zeigen die Kombinationen sisi und sisw stets die irische Fleckung, bei der letzten Allelkombination könnte aber mehr weiß auftreten, als bei der ersten. Die Kombination sisp läge wohl in der Mitte zwischen diesen zwei Varianten.
Schwierigkeiten von Farbanalysen und Wurfprognosen aufgrund rezessiver Allele
Oft hört man Leute sagen, dass ihr Hund eine bestimmte Farbe nicht hervorbringen könne, weil diese Farbe nicht in der Vorgeschichte erblickt wurde. Dabei meinen sie in der Regel, dass sie sie innerhalb der letzten 3 oder 4 Generationen nicht gesehen haben. Wie auch immer, rezessive Allele können über eine beliebige Anzahl von Generationen verborgen fortbestehen, bis sie auf ein anderes Exemplar treffen. Theoretisch wäre es möglich, dass Farben, die bisher noch nie beim Pudel aufgetreten sind, plötzlich erscheinen, falls Hunde mit sehr verschiedenen Ahnentafeln verpaart werden, besonders wenn ein Tier aus dem Ausland darunter ist. Das trifft vor allem dann zu, wenn mehr als ein rezessives Allel für eine bestimmte Farbe benötigt wird.
Das gelegentlich und äußerst seltene Auftreten von apricot - Harlekins, sable-farbenen und "gestromten" Pudeln könnte zu dieser Art von Phänomenen zählen.
Es ist wichtig sich bewußt zu machen, dass man bei der Betrachtung der Elternfarben niemals die Farben in einem Wurf vollständig vorhersagen kann. Und zwar deshalb, weil die rezessiven Gene, die sie tragen, eine dramatische Wirkung auf die Farben haben können, die Sie bekommen, und meistens wissen Sie nicht, welche dies sind. Sie müssen so viel wie möglich über diese verborgenen Rezessive herausfinden. Der einzige Weg dazu führt über die Bertrachtung der Farben der Wurfgeschwister der Eltern, sämtliche anderen Würfe, die sie produziert haben; ihre Eltern und deren Wurfgeschwister und so weiter für wenigstens 3 Generationen. Selbst dann ist es manchmal nicht möglich, einige der Ungewißheiten aufzulösen.
5.) Modifikatoren
Als weitere Komplikation kommt hinzu, daß die Wirkung eines bestimmten Allels von anderen genetischen Faktoren variiert werden kann, bekannt als Modifikatoren. Dies können Plus- oder Minus- Modifikatoren sein, welche die Wirkung der Allele steigern oder reduzieren, und zwar so stark, daß die Wirkung von Minus- Modifikatoren auf einem Allel die Wirkung von Plus- Modifikatoren auf dem nächsten Allel, das rezessiv zu ihm ist, überlappen kann. Diese Modifikatoren können sich in Dingen wie zeitlichen Wirkungen in Prozessen der Embryonalentwicklung oder in unzusammenhängenden chemischen Prozessen, wie sie die Haarstruktur oder die Pigmentproduktion beeinflussen, auswirken.
Beispiel:
Die Modifikatoren können in unserem Beispiel den Rotstich verstärken oder verringern.
Wichtig an all diesen Dingen ist: ein Hund kann nur 2 Allele zu jedem Genort haben, die 2 Allele können nicht beide von demselben Elternteil kommen, und es wird niemals möglich sein, jede letzte Farbnuance wegen der unvorhersehbaren Natur der Modifikatoren (neben anderen Faktoren) mit simpler Genetik zu erklären.
Die Farbpigmente
1.) Was bewirkt Farbe
Die vermeintliche Farbe eines Hundes (oder jedes anderen Tieres) wird tatsächlich bewirkt durch die Art der Lichtreflexe von den Melaningranulaten im Haar. Fehlen die Melaninkörnchen, erscheint das Haar weiß.
2.) Wofür der genetische Code ist
Die Gene sind verantwortlich für den chemischen Prozess, der die Anwesenheit oder Abwesenheit von Melanin bewirkt, für den Melanintyp, die Größe und Form der Melaninkörner und ihre Verteilung sowohl in dem inneren Kern wie in den äußeren Lagen der Haare. Die Anzahl der Variablen eröffnet die Begründung, warum es eine so große Vielfalt in den Fellfarben gibt.
3.) Melanin
Genetisch existieren real nur zwei Farben beim Hund, abhängig von der Anwesenheit der zwei Melaninsorten: Eumelanin, das schwarz oder braun erscheint, und Phäeomelanin, das rot oder gelblich aussieht. Weiß ist das Ergebnis vom Fehlen von Melanin - das Haar ist eigentlich transparent.
Literatur:
Malcolm B. Willis - Genetik der Hundezucht
Dr. Friedmar Krautwurst - Praktische Genetik für Hundezüchter
Inge Hansen - Vererbung beim Hund
Diana Lüdemann - Farbgenetik bei Afghanen
Sheila M. Schmutz - verschiedene Studien
John Armstrong - Color Genetics in The Poodle
Waltraud Daniele Gerstka - Afghanenfarben